In der Zeit ohne Halt und Richtlinien habe ich mit meinem größten Fehler begonnen. Ich begann aus Unsicherheit und Angst meine tägliche Kalorienmenge zu kontrollieren. "Bloß nicht zu viele Kalorien essen!" Das war furchtbar!!! Jede Art von Genuss blieb in dieser Zeit auf der Strecke. Das leckere Stück Käsekuchen war auf einmal nicht mehr "HMMM, lecker - Käsekuchen!" sondern "Autsch, 110 kcal, wie kann ich die anderweitig einsparen?" Und so war es bei allem, was ich futterte. Ich notierte, wog ab, kontrollierte und genossen habe ich mein Essen schon gar nicht mehr. "Denk an die Kalorien, fress nicht so viel, wundere Dich nicht wenn Du wieder zunimmst..." Solche Gedanken bestimmten meinen Alltag. Ich hatte so furchtbare Angst wieder zuzunehmen, wieder fett und träge zu sein. Morgens war mein erster Gang vor den Spiegel, um mit kritischem Blick, nach neuen Fettpolstern zu suchen. Danach auf die Waage um auf dem Display irgendwelche Konsequenzen meiner Verfehlungen ablesen zu können. Verfehlungen? Das heißt nicht, dass ich zuviel oder das Falsche gegessen habe. Auch nicht, dass ich "gesündigt" habe. Verfehlung hieß für mich, dass ich überhaupt gegessen habe. Ich war auf dem Besten Weg in eine Essstörung. Das war mir klar und das hieß für mich: unverzüglich handeln!
Daraufhin habe ich damit begonnen, mir über meine künftige Ernährung Gedanken zu machen. Einigen Anforderungen muss sie ja Stand halten.
- Alle benötigten Nährstoffe müssen enthalten sein.
- Sie darf meinen Alltag nicht beeinflussen und muss leicht integrierbar sein.
- Der finanzielle Rahmen darf nicht gesprengt werden.
- Ich muss mich damit fit und vital fühlen.
- Das erreichte Gewicht muss damit gehalten werden.
- Die zubereiteten Gerichte müssen auch den Jungs hier schmecken.
- Und vor allem: LECKER muss sie sein!!!
Das ich mich nach dem Essen wohler fühle wenn es wenige KH enthält, habe ich ja im Laufe meiner Dukanzeit kennen gelernt. Auch das ich besser schlafe, meine Haut super ist und ich mich insgesamt wesentlich belastbarer fühle. Desweiteren weiß ich ja, was KH im Körper so tun und was sie mit der Bauchspeicheldrüse anstellen. Also war mir klar: mein Leben und meine Ernährung sollten KH arm bleiben.
Um mit einer KH armen Ernährung wirklich glücklich und zufrieden zu sein, brauche ich Gemüse. Das macht für mich die Mahlzeiten erst so richtig "vollständig". Natürlich enthält Gemüse auch KH. Teils sogar ne ganze Menge. Also ging ich da nach dem Ausschlussverfahren vor. Welches Gemüse werde ich wenig futtern ohne dabei Verlustgefühle zu bekommen? Ich entschied mich bei Zuckermais und Süßkartoffel vorsichtig zu sein und Maniok nicht zu essen. Klaro, auch keine Kartoffeln.
Fisch und Meeresfrüchte esse ich alle Arten. Auch (und besonders gerne) die fettreichen. Dabei kommt es natürlich auf die Zubereitung an. Vorgewürztes, bereits Paniertes oder anderweitig Bearbeitetes kommt nicht auf meinen Teller. Dosenfisch benutze ich nur wenn er im eigenen Saft und Wasser eingelegt wird.
Fleisch und Wurst mussten auch durch meine "Kontrolle". Ich esse kein Schweinefleisch. Ich beschloss weiterhin auf Geflügel und Rind den Focus zu legen. Aber auch Wild, Hase usw. futtere ich gerne. Bei der Wurst bin ich da schon etwas schwieriger. Die einzigen Wurstsorten, die ich fertig kaufe sind roher Schinken, Putenbrust oder Hähnchenbrust und (sehr selten für ne Pizza) Geflügelsalami. Alle anderen Wurstsorten haben die Hürde über meine Richtlinien nicht geschafft.
Und dann ist da noch das Obst. Ich liebe Beerenobst. Das futtere ich auch munter. Genauso Äpfel und Zwetschgen. Andere Obstsorten esse ich eigentlich SEHR selten. Getrocknetes Obst gar nicht. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass ich mir demnächst nicht mal Rosinen in den Käsekuchen mache :-)
Fette und Öle. Ja, das war ein Thema mit dem ich mich ganz besonders auseinander setzten musste. Fette und Öle sind wichtig für unseren Körper. Das war klar. Andererseits habe ich in meiner Dukanzeit extrem fettarm gelebt und es so geschafft abzunehmen. "Werde ich wieder zunehmen, wenn ich mehr Fett esse?" Das war meine größte Angst. Ja, ich kenne die Studienergebnisse zum Thema Fett und Öl. Ja weiß, dass richtige Fette nicht "fett" machen. Es ist mir auch klar, wie wichtig Fett für mich ist. Theoretisch! Praktisch hatte ich totale Angst wieder zuzunehmen. Dieses Thema beschäftigte mich lange und spielt auch heute noch eine Rolle in meinen Gedankengängen. Ich habe, glaube ich, ein gestörtes Verhältnis zum Thema Fett, das ich aber mittlerweile ganz gut im Griff habe. Ich beschloss, das Ganze theoretisch anzugehen und meine Gefühle der Angst erstmal auszublenden. Ich habe mich entschieden Olivenöl, kaltgepresstes Rapsöl, Leinöl, Nussöl und Kokosöl (VCO) in meine Küche zu lassen. Aber wie gesagt, es sollte noch eine ganze Zeit dauern, bis ich diese zumindest mit einigermaßen gutem Gewissen gefuttert habe.
Mehle, Nüsse und dunkle Schokolade bereichern ebenfalls meine Ernährung. Natürlich kein Mehl im üblichen Sinn. Das KH reichste Mehl, welches ich benutze, ist das Kichererbsenmehl.
Dann war da noch das Thema der Milchprodukte. Also, ich brauche meinen täglichen Kaffee mit Milchschaum. Und davon nicht nur einen. Da wollte ich auch nicht darauf verzichten oder mich kontrollieren müssen. So kommt bei mir aber schon 1/2 Liter Milch täglich zustande. Milch hat recht viele KH. Mein halber Liter liefert mir ja schon ca. 24g KH bei 17g Protein. Aber was solls. Eine "Sünde" ist absolut erlaubt, dachte ich. Dann bin ich ja auch noch ein Quark-Junkie. Den futtere ich soviel ich möchte. Mal gemischt mit Naturjoghurt, mal mit Kokosfllocken oder Nüssen, mal mit Beeren oder würzig mit Kräutern, Knoblauch, Gurke oder so.
Aber was sollte ich machen bezüglich des Fettgehaltes der Produkte? Auch dieses Thema beschäftigte mich ne ganz schön lange Zeit. Letzten Endes entschloss ich mich folgendermaßen: Milch 1,5% Fett (lässt sich am Besten aufschäumen), Magerquark, Joghurt nutze ich alle Arten bis 10% Fett (Naturjoghurt 1,5%, griechischer Joghurt 10%), Frischkäse nehme ich zum Kochen 0,2%igen aber für Käsekuchen oder so aufs Brot auch mal den, mit einer höheren Fettstufe. Saure Sahne (10%) nutze ich auch.
So habe ich mir Stück für Stück meine persönliche Ernährung zusammen gestellt. Was genau nun meinen Einkaufszettel betrifft, habe ich ja eine Auflistung unter dem Post "Und was gibts bei Dir zum Essen?".
Die Zusammensetzung der Nahrung auf meinem Teller orientiert sich an der LOGI-Methode. Ich esse immer (mindestens) 2/3 Gemüse und 1/3 Proteinhaltiges. Zumindest bei den Hauptmahlzeiten. Wenn ich ein Stück Kuchen oder nen süßen Quark futtere, esse ich dazu natürlich keinen Sellerie und auch keinen Blumenkohl :-)
Die von mir täglich aufgenommene Menge an Kohlenhydraten liegt durchschnittlich bei ca. 80g. Meine tägliche Kalorienzufuhr bewegt sich irgend wo zwischen 1.200 und 1.500 kcal. Wobei ich betonen möchte, dass ich darauf auch nicht achte. Ich wiege mein Essen (nicht mehr) ab und esse immer bis ich satt bin und das ohne jede Art von schlechtem Gewissen.
Das hier genannte sind folglich die Stützen meiner Ernährung. Ich hatte wieder ein "Gerüst" auf dem ich aufbauen konnte. Das gibt mir Halt und ich fühle mich sicher und wohl. Diese Gefühle sind für mich sehr wichtig. Bisher konnte ich mit dieser Form auch mein Gewicht leicht halten.
Mein TW lag laut Berechnung ja bei 67,2kg. Mit meiner Form der Ernährung habe ich mein Gewicht nochmal verändert. Die 55kg, welche ich jetzt im Schnitt wiege, halte ich einfach und dank meinem "Gerüst" auch ohne mir täglich Sorgen zu machen. Das Thema Essen beschäftigt mich gedanklich nicht mehr rund um die Uhr und ich genieße es wieder sehr, etwas leckeres zu futtern. Dabei habe ich nicht mal den Hauch eines schlechten Gewissens. Mein "Seelenwärmer" (Kaffee mit Kokosöl) macht mir ebenso wenig Gewissensbisse wie eine Karotte. Mein Stück Kuchen genieße ich genau so wie einen Quark mit Leinöl.
Genau das wünsche ich Euch allen. Leckeres schlemmen ohne Gewissensbisse und mit unglaublich VIEL Genuss!
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