Ein Blog über die Themen Schönheit, Psyche und Ernährung.

Dienstag, 2. April 2013

Autsch

Ja, es tut weh. Furchtbar weh sogar. Also nicht nur ein bisschen autsch, sonder VIEL VIEL autsch!



Was genau da Schmerzen verursacht? Ich kann es Euch verraten. Ehrlichkeit. Nein, nicht einfach nur die Wahrheit zu sagen. Ich meine Ehrlichkeit nicht zu anderen. Ich meine die schlimme Art der Ehrlichkeit - Ehrlichkeit zu sich selbst.

In einem meiner letzten Posts habe ich geschrieben, dass Abnehmen ganz einfach ist. Ist es ja auch im Grunde. Der Körper funktioniert halt so. Gib ihm weniger Kalorien als er verbraucht -schwupps- Du nimmst ab. Eigentlich ganz einfach, aber...

Ein tolles Wort dieses "aber". Kennt Ihr den Satz "Alles was vor einem aber kommt, ist gelogen."? Ich kenne ihn schon lange aber (da isses wieder) das hat an der Selbstwahrnehmung auch nichts geändert.

Wenn ich mich vor meiner Diät hätte beschreiben müssen, hätte ich über meine Figur gesagt: "Ein bisschen mollig." Ganz automatisch, wenn ich vor dem Spiegel stand, hat sich mein Körper gestrafft, Schultern nach hinten, Brust raus, Bauch rein und munter weiter selbst belügen. Nur in ganz, ganz seltenen Momenten habe ich mich so gesehen, wie die anderen mich sahen oder wie ich auf Fotos aussah. Ganz einfach (entschuldigt diese harte Wortwahl) FETT. "Ich fühle mich wohl so wie ich bin. Wems nicht passt, der soll halt wegschauen. Es geht mir gut mit meiner Figur..." Ganz selten habe ich diesen Satz zu Ende gedacht. Wenn doch hat er so gelautet: "Es geht mir gut mit meiner Figur aber (!) meine Knie schmerzen, mein Rücken tut oft weh, die tollen Klamotten vom Schaufenster passen mir eh nicht, jetzt muss ich mich all die Treppenstufen hinaufplagen, u.s.w."

Wenn ich durch die Stadt geschlendert bin, habe ich mir das Straßenkaffee für meinen Kaffee mit Sorgfalt ausgewählt. Ausgeschieden sind solche, die Korbstühle hatten. Auch Kaffees mit Schalensesseln schieden aus. Überhaupt, Rückenlehnen verbunden mit Armlehnen gingen gar nicht. Nein, nicht weil ich die Stühle nicht bequem fand oder die Kaffees, die solche hatten, mich nicht angesprochen hätten, sondern schlicht und ergreifend: Weil ich nicht hineingepasst hätte. Na, hineingepasst vielleicht schon. Aber wieder aufstehen, ohne dass der Stuhl an meinem Allerwertesten hängen blieb, das Risiko war einfach zu groß.

Dann habe ich ja auch noch zwei Kinder. "Mama, komm doch mal mit auf die Rutsche. Mama, schaukelst Du mit mir?" Immer habe ich verneint. Nicht weil ich nicht gerne rutsche oder schaukle. Ich mache solche Dinge leidenschaftlich gerne. Rutschen, schaukeln oder wippen. Das alles macht mir sehr viel Freude. Also nicht deshalb weil ich es nicht gerne mache. Nein, ich hab einfach nicht reingepasst.

Viele solcher Beispiele könnte ich noch aufschreiben. Da gibt es Freunde mit tiefer gelegten Autos, Schalensitze in Autos, Motorräder...

Und dann waren da die Blicke. Die Blicke von Fremden, von Verkäuferinnen aber auch von Bekannten, Freunden oder sogar der eigenen Familie. Manchmal muss gar nichts gesagt werden. So ein Blick reicht. Verachtung oder noch schlimmer - Mitleid. Meistens schaffte ich es wegzuschauen, so zu tun als  hätte ich es nicht gesehen. Ich schaffte es mir vorzumachen, dass es nicht so ist. Ja, manchmal. Am schlimmsten war es, wenn ich mit Markus über die Straßen oder durch ein Fest geschlendert bin. Markus ist etwas über 1.80 m groß, schlank, schmale Hüfte und der Oberkörper hat eine schöne V-Form. Kurz, er hat einen Körper, der vielen Frauen gefällt. Und daneben ich, 1,60 m, klein, vollschlank, sehr ausladende Hüfte und der Oberkörper eher eine O-Form. Blicke, Geflüster, Lachen...

Oder die typische Situation. Hmm, es duftet herrlich aus der Bäckerei. Ich hab ja eigentlich solchen Hunger. Jetzt werde ich mir ne Apfeltasche holen. Munter futternd mit dem Gebäck in der Hand bin ich über die Straße geschlendert. Blicke! Genau die beschriebenen. Verachtung oder Mitleid.

Habe ich etwas daran geändert? Damals nicht. Oh, nicht dass ihr denkt ich hätte es nicht versucht. Das habe ich! FDH, Weight Watchers, Pfundskur, Low Fat, Strunz, GLYX-Diät, LOGI... Alles habe ich gemacht. Keine Diät auf dem Markt, die ich nicht mal gemacht habe. Runter mit den Pfunden und ganz schnell auch wieder drauf. Immer mehr drauf. Na, eben bis über 100 kg.

Dann kam der bereits erwähnte Freitag. Der Freitag an dem ich das erste mal etwas über Dukan gelesen habe. Das Prinzip war mir nicht neu. Ich hatte ja schon Strunz, GLYX, LOGI und so weiter probiert. Kohlenhydrate einschränken. Die Methode ist mir schon öfters begegnet.

Ich habe den Artikel über Dukan gelesen und mir überlegt es auszuprobieren. Da stellte ich mir die Frage nach dem Warum. Warum wieder eine Diät probieren? Warum sollte es dieses mal klappen? Warum tue ich mir das an? Ja, warum? Glücklicherweise hatte ich an diesem Abend das Bedürfnis mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich suchte die Antworten auf all diese und noch mehr Fragen. Warum?

Liegt es an der Gesundheit? Eigentlich nicht. Ich hatte ja eigentlich keine ernste Probleme. Mein Blutdruck war normal, Cholesterinwerte nur ein kleines bisschen erhöht, keine Probleme mit Insulinresistenz.

Liegt es am Wohlbefinden? Vielleicht ein bisschen. Da waren ja meine leichten Knie- und Rückenschmerzen. Aber das waren keine ausreichenden Gründe.

Viele Gründe dafür und dagegen schossen mir durch den Kopf. Das genannte Wohlbefinden, die Klamotten-Frage, die Blicke der Anderen... Und es dauerte eine ganze Weile (und einige Gänge vor den Spiegel), bis ich es schaffte mir den eigentlichen Grund einzugestehen. Und der ist eigentlich schon fast lächerlich banal. Aber für mich eben der Grund etwas zu ändern. Ich wollte in mein eigenes Schönheitsideal passen. Ich wollte gut aussehen, attraktiv sein und sexy. So einfach ist das. Genau das wollte ich. Mein eigenes Schönheitsideal hatte keine 100 kg. Nein, eher straffe Oberschenkel, einen knackigen Po, schöne Hüften, eine schmale Talie und eine schöne Brust. Ich hatte nichts davon (außer Brust und davon schon zuviel).Mein Schönheitsideal war schlank und nicht fett. Gerne hätte ich einen Grund gefunden, der weniger eitel ist, einen, der einen tieferen Sinn hat und der große geistige Tiefe erkennen lässt. So einen habe ich aber nicht finden können. Glaubt mir, ich habe danach gesucht und gekramt. Aber ich muss gestehen, das streben nach Schönheit war und ist mein einziger Grund.

Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken ich sei eingebildet oder eitel. Vielleicht bin ich das. Ich weiß es nicht. Warum ich das schreibe liegt daran, dass ich versuche ehrlich zu sein. Nicht nur ehrlich Euch gegenüber, auch ehrlich mir gegenüber. Ja, so war es. Genau das hat bei mir den Ausschlag gegeben. Das brachte mich zum handeln.

"Nichts schmeckt so gut, wie schlank sein sich anfühlt!" Diesen Satz habe ich zu Beginn meiner Abnahme irgendwo gelesen. Und das wurde auch zu einem meiner Leitsätze während meiner Abnahme. Das und der Wunsch nach Attraktivität. Deshalb habe ich es geschafft die Diät durchzustehen. Deshalb wurde auch ziemlich schnell aus der Diät eine Ernährungsumstellung. Deshalb hatte ich keine Rückfälle oder Fressattacken. Deshalb haben mir Nudeln, Kartoffeln und Brot nie gefehlt. Deshalb ernähre ich mich noch heute Kohlenhydrat arm. Deshalb und weil es funktioniert hat. Als die ersten 5 kg weg waren, ging es ganz von alleine weiter. Erfolg schafft Motivation! Erfolg und ein klares Ziel vor Augen. Das hat bei mir den Ausschlag gegeben es durchzuziehen und bis heute auch so weiter zu machen. Was ist schon ein Stück Brot gegen das Gefühl mit sich selbst zufrieden zu sein. Was eine Nudel gegen Wohlgefühl und was eine Kartoffel gegen Selbstbewusstsein. Nichts! Das Brot, die Nudel oder die Kartoffel ist in ein paar Minuten gegessen. Mit mir selbst bin ich aber den ganzen Tag.

Ich kann Euch nur raten, seid ehrlich zu Euch selbst. Schiebt nicht irgendwelche Gründe vor oder versucht nicht Euch zu schonen. Nehmt Euch bei der Hand, geht in Euch und sucht den wirklich wahren Grund. Dann ist es viel einfacher durchzuhalten und Änderungen zu akzeptieren, sie sogar mögen zu lernen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es bedarf schon eines ehrlichen Grundes, dass unser Unterbewusstsein Änderungen zulässt und sogar unterstützt. Also, seid ehrlich zu Euch selbst!


4 Kommentare:

  1. Hallo,
    morgen ist es genau 1 Jahr her, dass ich nach unzähligen Diäten einfach Dukan hinterher geschoben habe. Und? Es funktionierte. Warum diesmal? Ich habe durchgehalten und Ende Oktober 2012 das TW erreicht und um 2,5 kg unterschritten.. Es gab während der Zeit keine Gelüste, alles war so einfach. Viel gegessen, so das auf der Arbeit schon gelästert wurde, ich sollte mir einen Hakenporsche für die Dosen anschaffen. Seit November wäre ich in P3. Aber da hakte es. Zum Glück kann ich mein Gewicht halten. Wäre auch doof, weil ich meinen kompletten Kleiderschrank ausgetauscht habe. Ich versuche möglichst viele Dukangerichte in meinem Speiseplan aufzunehmen. Wie geschrieben, noch klappt es gut. Eigentlich hätte ich gern noch weitere 5-8 kg weniger gehabt, aber das funktionierte nicht. Mein Idealgewicht habe ich nicht und oft fühle ich mich fett. Die Wahrnehmung funktioniert nicht. Dabei sind 22 kg schon eine Hausnummer. Ich werde sicher hier weiterlesen.
    Liebe Grüße
    Kirsten

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    1. Bei mir dauerte es ca. 6 Monate, bis ich mich annähernd schlank fühlte. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, auch heute stehe ich noch manchmal vor dem Spiegel und denke (ganz leise), dass es Stellen gibt... Aber im Grunde weiß ich, dass es Quatsch ist! Warum sind wir Mädels nur so überkritisch mit uns selbst?
      Da ich mein Leben weiterhin mit wenig KH leben möchte, habe ich Phase3 nicht abgeschlossen. Ich orientiere mich beim Essen an den unteren beiden Stufen der LOGI-Pyramide. Das ist ungefähr so, als hätte ich nur PG-Tage aber halt mit mehr Ölen und Nüssen. So schmeckt mir das lecker und ich komme sehr gut damit zurecht. Ich habe festgestellt, dass ich es sehr schwer hätte, bei erneuter Aufnahme von mehr KH, mein Gewicht zu halten. Wenn ich mehr KH esse, bin ich wie ferngesteuert und esse und esse. Und sehr schnell wieder Hunger bekomme ich dann auch. Das soll so nicht sein. Deshalb die Entscheidung Phase3 abzubrechen.

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  2. Ja, 22kg sind sogar ne ganz ordentliche Hausnummer. Respekt!
    LG Tanja

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