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Freitag, 29. März 2013

Grrrrr, wuff...

... oh, da ist er wieder. Mein innerer Schweinehund. Regelmäßig bellt er mich von innen an und fordert seine "Rechte". Er hat noch nicht verstanden, dass er eigentlich gar keine hat. Bei Beginn meiner Abnahme habe ich ihn an ne dicke Kette gelegt und ihn in sein Schweinehundhäuschen geschickt. Erst mit sanften Kommandos, dann sehr energisch. Das Biest ist wirklich schwer erziehbar!



Habt Ihr auch so einen Mitbewohner in Euch? Gegen den hilft keine Kette, keine Kommandos, kein Geschrei und selbst der beste Arzt hat keine Medizin gegen ihn.

Aber ich habe ihn ausgetrickst. Das hat funktioniert und deshalb kann ich Euch einen kleinen Ratgeber in Sachen Schweinehunderziehung schreiben.

Nach dem x-ten Kampf, den wir ausgetragen haben, dem x-ten Befehl von mir, den er missachtet hat, habe ich beschlossen die Taktik zu ändern. Er bellte - ich schimpfte - er knurrte - ich verzweifelte, all das hatte ich so satt. Immer waren wir unterschiedlicher Meinung. Ich wollte mit unserem Hund raus, er war der festen Überzeugung, das Sofa würde dann an Einsamkeit eingehen. Ich wollte ins Bad laufen, er war der Meinung, unser Kühlschrank bräuchte dringend mal wieder Besuch. Ich wollte mit dem Fahrrad zum einkaufen, er warnte mich vor eventuellem Regen und Sturm (im Sommer, bei Sonne und 25 Grad). So ging das den ganzen Tag. Und er konnte schrecklich überzeugend sein. "Nimm Dir doch ein Stück Schoki, die hast Du Dir verdient! Du Arme, immer am Rennen für Alle und Jeden. Setz Dich doch mal 5 Minuten hin uns ruh Dich aus."

Es war mir klar: "So schaffst Du es niemals abzunehmen oder Dich zum Sport zu motivieren! Also habe ich mich hingesetzt (das hat ihm gefallen - faulenzen) und bin ins Zwiegespräch mit ihm gegangen. Ganz klar und deutlich habe ich ihm meinen Standpunkt erklärt:

"Hör mal zu Kleiner, etwas muss sich ändern. Ich erkläre Dir jetzt ganz klar meine Bedingungen und dann darfst Du Dich in aller Ruhe dazu äußern." So weit, so gut. Tatsächlich ertönte mal kein geknurre. Die Stille musste ich ausnutzen. Also Begann ich mit meiner Aufzählung, der nicht verhandelbaren Änderungen.

1. Kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln, kein Fertigfutter und FastFood mehr in Zukunft.
(ein leicht mürrisches Grummeln ertönte, aber ansonsten blieb er still)

2. Mindestens 2 Liter Wasser täglich.

3. Wir bewegen uns mehr
(lauteres geknurre, aber nur kurz)

4. Keine Süßigkeiten oder Knabberzeug mehr
(damit hatte ich den Bogen überspannt)

Wie ein Wolf stürzte er sich auf meine Aussagen. "Wir werden eingehen! Da kannst Du uns ja gleich zum Schlachter bringen! Wo bleibt denn da die Lebensqualität, der Genuss? Und wo ist das Trostpflaster wenn wir mal traurig sind?"

Als er merkte, dass ich darauf nicht reagierte, änderte er seine Masche: "Das hälst Du eh nicht durch! Riechst Du nicht den herrlichen Duft frischgebackener Brötchen? Schmeckst Du nicht die Zartheit der Buttercreme auf der Torte? Glaubst Du wirklich ein Steak ohne Beilagen macht Dich satt? Du hast ja noch nie was Großes geschafft, warum sollte es diesmal klappen? Und wenns nicht klappt bist Du nur deprimiert. Also lass es besser gleich. Hast Du in Deinem Leben nicht schon oft genug versagt?"

Ich merkte, dass ich Kompromisse eingehen muss, um meinen Plan durchzuziehen. Also ließ ich mich auf ein Gespräch ein:

"O.k. bleib mal cool. Kein Brot und so Zeugs, das werden wir verkraften. Dafür bekommen wir auch lecker Fleisch und Fisch. Davon darf es ja dann auch so viel sein wie wir wollen. Wir können futtern bis wir uns nicht mehr regen können. (Das beruhigte ihn doch enorm).
Mit dem Trinken machen wir das einfach so, vor jeder Mahlzeit einen halben Liter Wasser. Wenn der getrunken ist, darf munter gefuttert werden. Wie schon gesagt, soviel futtern wie wir wollen! Da lassen wir uns doch von dem bisschen Wasser nicht abhalten. (Das weckte seinen Kampfgeist. Er wollte sich von so ein bisserl Wasser nicht vom Genuß abhalten lassen.)
Die Sache mit der Bewegung muss ja nicht in Sport ausarten. Aber wenn wir soooo viel Essen dürfen, können wir doch zumindest einmal täglich ne Runde spazieren gehen. (Auch da folgte kein Widerspruch. Spazieren gehen hört sich ja auch nicht bedrohlich an).
Süßigkeiten und Knabberzeug machen wir in Zukunft einfach selber. Da gibt es tolle Rezepte die sehr arm an Kohlenhydraten sind. Sogar leckere Kuchen können wir da backen. (Der erste ernsthafte Widerspruch meines Schweinehundes kam an dieser Stelle: "DU und backen? Machst Du ja eh nicht.")
Ich verspreche Dir, immer etwas Süßes hier zu haben das auch schmeckt und trotzdem wenig Kohlenhydrate enthält. (Ein leicht motziges wuff - mehr nicht.)
DU darfst dann das Kommando geben, wenn wir etwas Süßes brauchen. Ich verspreche, dann werden wir es futtern. Aber nur einmal täglich ein Stück. Wenn Du ein zweites möchtest, musst Du was dafür tun. Ohne Widerspruch. Möchtest Du ein zweites Stück Kuchen - kein Problem. Aber vorher wird 10 Minuten Hula Hoop gemacht. Oder Zumba. Oder Radfahren. Das wiederum darfst Du Dir aussuchen."

An diesem Punkt angekommen, kam kein Widerwort mehr. Wir waren beide mit dem Ergebnis des Gespräches zufrieden.

Und das sind wir bis heute. Tatsächlich hat sich auch mein innerer Schweinehund an die Vereinbarungen gehalten. Ohne zu mosern, ohne Druck und ohne mich niederzumachen. Noch immer gibt es vor jedem Essen 1/2 Liter Wasser. Und noch immer wird vor dem zweiten Stück Kuchen eine Bewegungseinheit eingeschoben. Das klappt super und wir sind beide sehr zufrieden.

Übrigens, so wurde auch die Sache mit dem Sport normal. Denn welcher Schweinehund ist schon täglich mit nur einem Stück Süßes ruhig zu stellen?

Ich hoffe, der kleine Ratgeber kann Euch helfen Euren inneren Schweinehund zumindest handzahm zu machen. Glaubt mir, wenn so ein Gespräch gelaufen ist, wird es erheblich einfacher sein etwas durchzuziehen!

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